Gradmann Gestaltungspreis
Beworben hatten sich in diesem Jahr 22 Projekte. Für die Juroren war auffallend, dass sich die wirtschaftlichen Aspekte nach Wegfall der Investitionsförderungen bei vielen Projekten in den Vordergrund geschoben haben. Bei den Neubauten fiel die Kompaktheit der Grundrisse ins Auge, aber auch die erfreuliche Tatsache, dass kleinräumige Wohnformen (z.B. Hausgemeinschaftskonzepte) stark vertreten waren. Für die Jury entscheidungsleitend war – neben den baulich-fachlichen Aspekten – die Frage nach dem beispielgebenden Charakter der zu beurteilenden Projekte.
Zu den Preisträgern: In der Kategorie Neubau entschied sich die Jury für die Vergabe von einem ersten und zwei zweiten Preisen sowie einer Anerkennung. Den 1. Preis konnte sich das Franz-Jordan Haus in Warburg sichern. Auf einem bewährten Grundriss basierend wurde hier eine hochwertige Architektur einschließlich einer ambitionierten Innenraumgestaltung umgesetzt. Die Vertreter des Preisgerichts hoben auch die sorgfältige Abstimmung von baulicher und pflegerischer Konzeption auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz sowie den liebevoll gestalteten Garten hervor.
Die beiden 2. Preise gingen an das Altenheim Marienhof in Speicher sowie das Haus für Senioren in Mauerkirchen (Österreich) . Besonders gelobt wurden beim Altenheim Marienhof die sehr guten baulichen Voraussetzungen für die Betreuung der Zielgruppe. Im Falle des Hauses für Senioren in Mauerkirchen überzeugte vor allem die gute bauliche Passung zwischen Wohn- und Betreuungskonzept und baulicher Typologie.
Interessant ist auch die Vergabe einer Anerkennung an eine kleinräumige Einrichtung im ländlichen Raum ( Seniorenwohnen im Park, Bad Fredeburg ): Hier stach insbesondere die ambitionierte Umsetzung der Pflege- und Betreuungskonzeption nach Böhm hervor, die sich insbesondere in der innenräumlichen Gestaltung der Einrichtung spiegelt.
In der Kategorie Umbau wurde in diesem Jahr ein 1. Preis vergeben. Im Seniorenzentrum Ehmann im Schlossgarten in Köngen ist nach Ansicht der Jury eine beispielgebende Umgestaltung eines Gebäudeflügels in eine Demenzwohngruppe für dreizehn Bewohner gelungen. Die gewählten gestalterischen Maßnahmen zeigen laut Jury eindrucksvoll, wie aus einem eintönigen Flur in einem zweibündig angelegten Gebäudeflügel ein reizvoller, anregender Erlebnisraum werden kann.
Ein 1. Preis sowie eine Anerkennung wurden in der Kategorie Ambulantes Wohnen vergeben. Der 1. Preis ging an „Leben in Schaffrath“ in Gelsenkirchen . Der Neubau dreier ambulanter Wohngemeinschaften sowie eines für das Quartier nutzbaren Nachbarschaftstreffs überzeugte die Jury durch seinen hohen gestalterischen Anspruch. Ins Auge stachen u.a. die ansprechende und wohnliche Innenraumgestaltung sowie die großzügigen Terrassen vor den Wohn-/Essbereichen. Diese werden durch einen Sinnesgarten ergänzt, der auch zu Begegnungen mit der Nachbarschaft einlädt. Die Kombination von Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz und Bürgertreff stellt einen positiven Beitrag zur Einbindung von Menschen mit Demenz in das Gemeinwesen dar.
Anerkennenswert fand die Jury die Idee, behindertengerechte Wohnungen für ältere Menschen in eine bestehende Wohnanlage (Plattenbau!) zu integrieren und durch das Angebot einer Tagesbetreuung zu ergänzen. Im Haus Cura Maria in Leipzig kann so vielen Bewohnerinnen und Bewohnern auch bei auftretenden demenziellen Veränderungen ein längerer Verbleib in der eigenen Häuslichkeit ermöglicht werden. Dem Projekt ist es gelungen, im herkömmlichen Wohnungsbau ein innovatives Wohn- und Betreuungskonzept für ältere Menschen mit Hilfebedarf zu etablieren, das auch für andere Wohnungsbauträger beispielhaft sein kann.
Eine Präsentation der ausgezeichneten Projekte finden Sie hier