10 Jahre Demenz Support Stuttgart gGmbH (DeSS)
Am Rande einer öffentlichen Veranstaltung kommentierten Geschäftsführer Peter Wißmann und Mitglied des Expertenbeirats Christian Zimmermann den „runden Geburtstag“ der jungen Organisation. Das Interview mit Peter Wißmann und Christian Zimmermann finden Sie hier:
10 Jahre Demenz Support Stuttgart gGmbH: Quer denken, Prozesse anstoßen, Spuren hinterlassen. Weiter so!
Peter Wißmann und Christian Zimmermann zum zehnjährigen Bestehen der Organisation
Frage: Peter Wißmann, zehn Jahre Demenz Support – das ist in jedem Fall ein Grund zum Feiern. Aber ist Demenz Support in ihrem Bereich nun eigentlich eine noch jugendliche oder bereits eine reife, gestandene Organisation? Und: Was ist überhaupt erreicht worden in den zehn Jahren?
Peter Wißmann: Zehn Jahre können kurz oder lang erscheinen. Das kommt ganz auf die Perspektive an. Für uns kommt es aber vor allem auf die Ergebnisse unserer Arbeit in diesen zehn Jahren an. Haben wir etwas bewirkt? Ich denke: Ja! Eine ganze Menge sogar! Es ließen sich an dieser Stelle viele Projekte, Studien, Veranstaltungen und auch Publikationen anführen, die diese Aussage belegen können. Doch statt mich in Details zu verlieren möchte ich lieber beim Blick zurück auf die meines Erachtens beiden großen Fragen werfen, bei denen Demenz Support Stuttgart für tiefgreifende und nachhaltige Entwicklungen verantwortlich zeichnet.
Die erste Frage lautet: Wie können lebenswerte Umwelten für Menschen mit Demenz geschaffen werden? Diese Frage durchzieht unsere Arbeit von Beginn an wie ein roter Faden. Anfangs waren mit diesen Umwelten vor allem die Orte gemeint, an denen Menschen mit demenziellen Veränderungen leben und betreut werden, wenn ihnen dies im gewohnten häuslichen Umfeld nicht mehr möglich ist. Wie müssen solche Orte beschaffen sein, damit Menschen sich dort wohl fühlen können? Was können Architektur und Milieugestaltung dazu leisten? Demenz Support Stuttgart hat diese Aspekte mit dem Thema Demenz zusammengeführt, als dies durchaus noch nicht üblich war. Wir haben eine sozialökologische Perspektive in die Diskussion eingebracht und Demenz zum Thema auch für diejenigen gemacht, die mit der Gestaltung der baulichen Umwelt beruflich betraut, aber nur selten mit den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz vertraut sind. Wir haben den Zusammenhang von gezielter Milieugestaltung und einer personzentrierten Begleitung von Menschen mit Demenz deutlich gemacht und in vielen Projekten auch umzusetzen geholfen. Wir haben Standards gesetzt!
Frage 2 lautet: Wie können Menschen mit Demenz selbstbestimmt leben und sich aktiv in die Gesellschaft einbringen? Als hierzulande so gut wie niemand daran dachte, Menschen mit Demenz selbst zu fragen, wie sie sich ihr Leben vorstellen und wie sie von anderen behandelt werden möchten, haben wir begonnen, die Themen Selbstartikulation, Selbstbestimmung und Selbsthilfe auf die Agenda der öffentlichen Diskussion zu setzen. In Abkehr von dem weit verbreiteten Bild des hilflosen Demenzkranken, dem man nichts zutraut, haben wir Menschen mit Demenz ermutigt, ihre Stimme zu erheben und sich nicht vom gesellschaftlichen Leben abkoppeln zu lassen. Dazu haben wir in Form öffentlicher Veranstaltungen und Studien, bei denen die Betroffenen befragt wurden, einen Rahmen geboten. Wir haben Menschen mit Demenz dabei unterstützt, sich in Buchform zu äußern und wir haben Demenzbetroffene und Profis an einen Tisch geholt, um das Konzept der „Unterstützten Selbsthilfegruppen“ in Deutschland voran zu bringen. Die Botschaft, dass die Zeiten, in denen man ausschließlich über Menschen mit Demenz gesprochen hat, sich ihrem Ende zuneigen, ist mittlerweile bei vielen anderen Akteuren angekommen. Darüber freuen wir uns!
Es ehrt uns, dass wir vom Analysehaus PHINEO im vergangenen Jahr für unsere „Pionierarbeit“ gewürdigt worden sind und man uns in einem in diesen Tagen erscheinenden Buch als „Motor für die Demenzszene“ bezeichnet. Vor allem beflügelt es uns aber, den ersten geschafften zehn Jahren viele weitere, ebenso Spuren hinterlassende, folgen zu lassen.
Frage: Christian Zimmermann, was sagen Sie als Mitglied des Beraterkreises zum zehnjährigen Jubiläum der Demenz Support?
Christian Zimmermann: Ich finde es toll, dass die Demenz Support jetzt zehn Jahre alt ist. Wir haben da auch ganz schön viel zusammen geschafft. Also: machen wir weiter so!